Schafwolle ein Abfallprodukt?

FilzWerk macht was dagegen.

 

Schafe sind nicht nur niedliche Tiere, die uns mit ihrer
Wolle wärmen. Sie sind auch wichtige Landschaftspfleger, die durch ihre
Beweidung die Artenvielfalt fördern und die Bodenerosion verhindern. Doch die
Schafhaltung in Deutschland ist in der Krise. Ein Grund dafür ist, dass die
Wolle ihrer Schafe kaum noch gefragt ist.

Warum ist
Wolle zum Abfallprodukt geworden?

 

Früher war Wolle ein wertvoller Rohstoff, der ganze Regionen
reich machte. Heute ist sie ein Draufzahlgeschäft für die Schäfer. Die Gründe
dafür sind vielfältig:

 

– Die globale Konkurrenz: Die meisten Textilien werden heute
aus billigeren, erdölbasierten Synthetikfasern oder aus importierter
Merinowolle aus Australien oder Neuseeland hergestellt. Die heimische Wolle
kann da preislich nicht mithalten.

– Der Qualitätsverlust: Die meisten Schafe in Deutschland
werden vor allem für die Fleischproduktion gezüchtet. Dabei spielt die
Wollqualität eine untergeordnete Rolle. Die Wolle ist oft zu grob, zu schmutzig
oder zu kurz, um sie zu hochwertigen Stoffen zu verarbeiten.

– Der Strukturwandel: Die Wollverarbeitung in Deutschland
ist fast ausgestorben. Es gibt kaum noch Spinnereien, Webereien oder
Färbereien, die heimische Wolle verarbeiten können. Die meisten Schäfer müssen
ihre Wolle daher an Zwischenhändler verkaufen, die sie ins Ausland exportieren
oder an die Teppichindustrie weitergeben.

 

Wie kann
man der Wolle wieder einen Wert geben?

 

Es gibt aber auch Hoffnungsschimmer für die heimische Wolle.
In verschiedenen Teilen Europas entstehen Initiativen, die versuchen, den
Rohstoff wieder aufzuwerten und regional zu verarbeiten.

 

– Die Innovation: In Schottland hat eine Weberei ein Projekt
angestoßen, um kratzige Wolle mithilfe natürlicher Enzyme feiner zu machen.
Damit soll sie wieder für Kleidung geeignet sein. In Franken forschen
Wissenschaftler an einer Züchtung von feinerer Wolle und an einer Rückholung
der Infrastruktur.

– Die Regionalität: In vielen Regionen Deutschlands gibt es
Vereine oder Genossenschaften, die sich für eine regionale Wollverarbeitung
einsetzen. Sie sammeln die Wolle von lokalen Schäfern ein, lassen sie in
kleinen Betrieben waschen, spinnen und färben und verkaufen sie als Garne oder
Stoffe an Endverbraucher oder Handwerker.

– Die Nachhaltigkeit: Immer mehr Verbraucher legen Wert auf
eine nachhaltige und faire Mode. Sie erkennen den ökologischen und sozialen
Wert der heimischen Wolle, die ohne Chemikalien auskommt, biologisch abbaubar
ist und die regionale Wirtschaft unterstützt.

 

Fazit

 

Wolle ist ein wunderbarer Rohstoff, der viel mehr verdient
als die Mülltonne. Mit etwas Kreativität, Engagement und Unterstützung kann er
wieder zu einem wichtigen Bestandteil der europäischen Textilindustrie werden.
Damit würde man nicht nur den Schäfern helfen, sondern auch der Umwelt und der
Gesellschaft.

 

ÖKOplus1:
Ein Projekt für mehr Wertschätzung der Schafwolle

Eine Kunsthandwerkstatt, die sich für die Aufwertung der
heimischen Wolle einsetzt, ist FilzWerk – Barbara + Michael Müller aus Rosendahl
im Münsterland. Die beiden sind gelernte Schneiderin und Schreiner und haben
sich auf die Herstellung von robusten Filzstoffen spezialisiert, die sie zu
Design-Wohntextilien, Wohnaccessoires und Filzpantoffeln verarbeiten.

 

Seit 2019 betreiben sie das Projekt ÖKOplus1, das sich zum
Ziel gesetzt hat, die Schafwolle aus der Region zu retten und zu nutzen. Dafür
arbeiten sie mit lokalen Schäfern zusammen, die ihnen ihre Wolle zur Verfügung
stellen. Die Wolle wird dann in einer kleinen Wollmühle in der Eifel gewaschen
und gekämmt und anschließend von Barbara und Michael Müller zu Filz verarbeitet.

 

Mit dem Projekt wollen sie nicht nur die Schafwolle vor der
Entsorgung bewahren, sondern auch die Schäfer unterstützen, die durch ihre
Wanderschäferei einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz leisten. Außerdem
wollen sie die Verbraucher für die Qualität und Nachhaltigkeit der regionalen
Wolle sensibilisieren und ihnen zeigen, wie vielfältig und schön sie ist.

 

ÖKOplus1 ist ein Beispiel dafür, wie man mit Kreativität,
Engagement und Kooperation der heimischen Wolle wieder einen Wert geben kann.
Die Filze von FilzWerk tragen das Qualitätssiegels des Filznetzwerkes
„Geprüfte Qualität – Handgefertigter Filz“.

Mit Hausschuhen aus der Produktserie Ökoplus1, bei der sie
Wolle von Schafrassen verarbeiten, die vom Aussterben bedroht sind, wurden
Barbara und Michael Müller schon zum deutschen Staatspreis für das
Kunsthandwerk NRW nominiert.

 

Schafrassen
auf der Roten Liste: Welche sind vom Aussterben bedroht?

 

Schafe gehören zu den ältesten Nutztieren der Menschheit.
Sie liefern uns nicht nur Wolle, Milch und Fleisch, sondern tragen auch zur
Erhaltung der Kulturlandschaft bei. Doch viele einheimische Schafrassen sind in
ihrer Existenz bedroht. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter
Haustierrassen e.V. (GEH) führt regelmäßig eine Rote Liste gefährdeter
Nutztierrassen durch, um auf die Situation dieser Rassen aufmerksam zu machen.

 

Laut der aktuellen Roten Liste von 2021 sind von den 23
einheimischen Schafrassen in Deutschland 16 als gefährdet eingestuft. Die
Gründe dafür sind unter anderem die geringe Nachfrage nach regionaler Wolle,
die Konkurrenz durch intensivere Rassen und die fehlende Wirtschaftlichkeit der
Schafhaltung.

 

Zu den extrem gefährdeten Schafrassen der Kategorie I
gehören das Brillenschaf, das Deutsches Karakulschaf und das Schwarze Bergschaf.
Diese Rassen haben nur noch wenige Zuchttiere und sind vom Aussterben bedroht.
Das Brillenschaf ist eine alte Landschafrasse aus dem Harzgebiet, die sich durch
ihre auffällige Gesichtszeichnung auszeichnet. Das Deutsches Karakulschaf ist
eine Rasse mit persischen Wurzeln, die für ihre lockigen Felle bekannt ist. Das
Schwarze Bergschaf ist eine robuste Rasse aus dem Alpenraum, die sich gut an
extreme Bedingungen anpasst.

 

Zu den stark gefährdeten Schafrassen der Kategorie II
gehören das Gescheckte Bergschaf, das Leineschaf, das Weißköpfige Fleischschaf
und das Braune Bergschaf. Diese Rassen haben einen geringen Zuchttierbestand
und sind stark rückläufig. Das Gescheckte Bergschaf ist eine alte
Landschafrasse aus Süddeutschland, die sich durch ihre bunte Färbung
auszeichnet. Das Leineschaf ist eine alte Nutzschafrasse aus Niedersachsen, die
für ihre feine Wolle und ihre hohe Milchleistung bekannt ist. Das Weißköpfige
Fleischschaf ist eine Rasse mit englischen Wurzeln, die für ihre gute
Fleischqualität gezüchtet wurde. Das Braune Bergschaf ist eine robuste Rasse
aus dem Alpenraum, die sich durch ihre braune Wolle auszeichnet.

 

Zu den gefährdeten Schafrassen der Kategorie III gehören das
Weißes Bergschaf, das Waldschaf, das Alpines Steinschaf und das Ostfriesisches
Milchschaf. Diese Rassen haben einen niedrigen Zuchttierbestand und sind
rückläufig. Das Weißes Bergschaf ist eine alte Landschafrasse aus Süddeutschland,
die sich durch ihre weiße Wolle auszeichnet. Das Waldschaf ist eine robuste
Rasse aus dem Mittelgebirgsraum, die sich durch ihre lange Wolle und ihre
Hörner auszeichnet. Das Alpines Steinschaf ist eine seltene Rasse aus dem
Alpenraum, die sich durch ihre graue Wolle und ihre geringe Größe auszeichnet.
Das Ostfriesisches Milchschaf ist eine Rasse mit holländischen Wurzeln, die für
ihre hohe Milchleistung gezüchtet wurde.

 

Diese und andere einheimische Schafrassen sind ein
wertvolles Kulturgut, das es zu erhalten gilt. Sie zeichnen sich durch ihre
Anpassungsfähigkeit, ihre Genetische Vielfalt und ihren Beitrag zum Naturschutz
aus. Um sie vor dem Aussterben zu bewahren, sind verschiedene Maßnahmen
notwendig, wie zum Beispiel die Förderung der regionalen Wollverarbeitung, die
Sensibilisierung der Verbraucher für die Qualität und Nachhaltigkeit der
regionalen Wolle und die Unterstützung der Schäfer durch finanzielle Anreize
und Beratung.

 

Die
aktuell schwierige Situation der Wanderschäfer bedingt durch den Wolf in Deutschland

 

Die Wanderschäferei ist eine traditionelle Form der
Schafhaltung, bei der die Schäfer mit ihren Herden von Weide zu Weide ziehen.
Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz, zur Landschaftspflege und
zur Erhaltung gefährdeter Schafrassen. Doch die Wanderschäfer stehen vor großen
Herausforderungen, die ihre Existenz bedrohen. Eine davon ist die Rückkehr des
Wolfes nach Deutschland.

 

Der Wolf ist eine streng geschützte Tierart, die sich nach
ihrer Ausrottung im 19. Jahrhundert wieder in Deutschland angesiedelt hat. Nach
Angaben des Bundesamtes für Naturschutz gab es im Jahr 2019/2020 etwa 128
Wolfsrudel, 35 Wolfspaare und 11 Einzelwölfe in Deutschland. Die meisten Wölfe
leben in den östlichen Bundesländern, aber auch in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen
und Baden-Württemberg sind sie präsent.

 

Für die Wanderschäfer stellt der Wolf eine ernsthafte
Bedrohung dar. Denn er kann ihre Schafe reißen und ihnen so große
wirtschaftliche Schäden zufügen. Laut dem Bundesamt für Naturschutz wurden im
Jahr 2019/2020 insgesamt 2.229 Nutztiere durch Wölfe getötet oder verletzt,
davon 1.980 Schafe. Die Wanderschäfer erhalten zwar eine Entschädigung für ihre
Verluste, aber diese deckt oft nicht die tatsächlichen Kosten ab.

 

Um ihre Schafe vor dem Wolf zu schützen, müssen die
Wanderschäfer hohe Investitionen in Herdenschutzmaßnahmen tätigen. Dazu gehören
zum Beispiel wolfsabweisende Zäune, Herdenschutzhunde oder Elektrozäune. Diese
Maßnahmen sind jedoch teuer, aufwändig und nicht immer praktikabel für die
mobile Schafhaltung. Zudem können sie nicht immer einen hundertprozentigen
Schutz garantieren.

 

Die Wanderschäfer fordern daher eine bessere Unterstützung
durch die Politik und die Gesellschaft. Sie verlangen unter anderem eine höhere
Förderung für den Herdenschutz, eine schnellere und unbürokratische
Entschädigung für Wolfsrisse, eine Anpassung des Wolfsmanagements an die
regionalen Gegebenheiten und eine Lockerung des Abschussverbots für
problematische Wölfe.

 

Die Wanderschäferei ist ein wertvolles Kulturgut, das es zu
erhalten gilt. Sie steht jedoch in einem Spannungsfeld zwischen dem Artenschutz
des Wolfes und dem Tierschutz der Schafe. Um einen Ausgleich zwischen diesen
Interessen zu finden, sind ein konstruktiver Dialog und eine gemeinsame
Lösungssuche notwendig.

Nominiert zum deutschen Staatspreis für das Kunsthandwerk- mit der Hausschuh-Serie >ÖKOplus1< Kunsthandwerkstatt FilzWerk - Barbara + Michael Müller GbR


ÜBER Die AUTOREN

Autor

Barbara + Michael Müller


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